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Ihr glaubt, wir können nur Osten? Da kennt ihr uns aber schlecht! Lange bevor der Scheuer zum Bayer wurde, gab’s im Sommer vor allem ein Reiseziel: Südfrankreich und Aostatal! Nun ja, alte Liebe rostet nicht. Anfang September haben uns die schönsten Flüsse zwischen den höchsten Bergen eine Audienz gewährt, und wir nebenbei die Mont-Blanc-Region auf Toros-Tauglichkeit gecheckt. Et voilá, on y va!
Aus München einmal quer durch die Schweiz, aus dem Westen der Republik ganz bequem das Rheintal hoch, cruisen wir (sorry, schneller geht nicht, sonst müssen wir büßen, wie der Schweizer sagt) Richtung Genfer See. Über Martigny erreichen wir den Großen St. Bernhard und blicken hinab ins Tal der Dora Baltea. Bei der Passabfahrt ins namensgebende Städtchen Aosta, immerhin die Kapitale der autonomen Region, wird uns die Klimagunst dieser wenig bekannten Ecke der Alpen bewusst: Hier wächst Wein am Fuße der Viertausender. Geometrisch korrekt gestapelt ziehen sich die Reben terrassiert die Hänge hinauf, kurz vorm Horizont glitzern Schneefelder.
Dora Baltea – Den Mont Blanc im Rücken
Die Dora Baltea sammelt auf dem Weg zur Po-Ebene von links und rechts die Nebenbäche ein, deren steile Hängetäler stets in unfahrbaren Schluchten ins Haupttal brechen. Während im Juli und August auf den Zuflüssen knackiges Wildwasser wartet, bleibt dem Paddler im Herbst die Dora Baltea. Unbeeinflusst von Kraftwerken poltert der Gletscherfluss an Courmayeur und Pré St. Didier vorbei nach Morgex. Hier verschwindet der Fluss in den Rohren und wer im Herbst hier paddeln will, muss sich nach den Ablass-Zeiten des Kraftwerks richten. Am Grund des Inferno-Canyons schießen zu entsprechenden Zeiten 40 Kubik in mächtiger Fontäne ins nahezu trockenliegende Flussbett.
Im September bleiben uns somit drei erstklassige Strecken, die wir je nach Tageszeit mit kleinem, mittlerem oder eben knackigem Flow erleben können. Der Fluss gibt uns den Sport, für die Seele bleiben uns die Berge. Im Aostatal kommt man hoch hinaus. Im weiten Hochtal der Dora di Veny sind wir den Gletschern ganz nah. Das Tal der Grand Eyvia ist der Zugang in die Gran-Paradiso-Kette. Hier dürfen wir nebenbei noch auf exquisites Boulder-Wildwasser im vierten Grad hoffen. Yeah!
Isére – Frankreichs Paddelklassiker
Haben wir uns an den Wellen sattgespielt und vielleicht sogar einen Cafe à la Valdotaine gekostet, machen wir uns auf nach Frankreich. Über den Kleinen St. Bernhard (2188 m) schrauben wir uns in vielen Serpentinen ins Tal der Isère. Hier in Bourg St. Maurice wollen wir drei bis vier Tage verbringen. Der Fluss ist ganzjährig kraftwerksgeregelt. Wasser gibt’s auf Knopfdruck, zeitlich gut abgestimmt auf die Bedürfnisse der Wassersportler. Kein Wunder, Rafting ist hier Big Business. Und das zurecht: Die Isère ist ein verspielter Fluss, im zweiten bis schwachen vierten Grad. Unzählige Wellen, kleine und große Felsen, eine klammartige Schlucht mit Wow-Faktor. Ergänzt wird das ganze durch einen der anspruchsvollsten Wildwasser-Kanäle Europas. Der Slalom-Parcours Bourg St. Maurice ist immerhin solides WW III-IV. Bei Full Flow bleibt man gern bei den leichten Linien.
Die Urlaubstage neigen sich dem Ende zu, über die Olympiastadt Albertville verlassen wir das Tal nach Norden zum letzten Stopp der Tour. Am französischen Teil des Genfer Sees gibt uns die Dranse den Rest. Den Alpen vorgelagert verspricht auch hier die Kraftwerkssteuerung Wassersicherheit. Der klare Fluss hat neben einigen saftigen Schnellen wunderbar verspieltes Wildwasser. Der perfekte Abschluss unserer Westalpen-Tour!